Weiterentwicklung bei Ruth Seubert

Ruth Seubert und Ruth Cohn in den 1990erJahren. (Foto: ISW)

Unter Einbeziehung der Existenzanalyse von Victor E. Frankl und der Teleoanalyse von Alfred Adler erweitert Ruth Seubert das von Ruth C. Cohn vorgelegte Konzept der TZI um den tiefenpsychologischen Aspekt des geistig Unbewussten. Sie entwickelt eine eigene tiefenpsychologische Persönlichkeitstheorie und stellt sie in den wissenschaftlichen Begründungszusammenhang einer Tiefenphänomenologie.

Um die Werte-Orientierung auf ein „Absolutum“ zu beziehen – denn Werte an sich gibt es nicht, argumentiert Ruth C. Cohn ausdrücklich – verankert Ruth Seubert das System der TZI im christlich-trinitarischen Gottesbild und entwickelt damit die tiefenpsychologisch fundierte TZI, tf TZI/IR.

Die Einheit und Unterschiedenheit der drei göttlichen Personen spiegeln sich im Selbstsein, im Mitsein und im Über-sich-selbst-Hinaussein der menschlichen Personen: Erst die Selbsttranszendenz dynamisiert lebenslänglich die Reifung in Autonomie und Interdependenz – das ist die Kernaussage der tf TZI.

Aus der Phänomenologie stammt die Erkenntnis, dass nicht nur die naturwissenschaftliche Betrachtungsweise zu Erkenntnisgewinn führt, sondern jede Wirklichkeit ihr Daseinsrecht besitzt. Dem Lebenswissen jedes Einzelnen kommt gesellschaftliche Bedeutung zu, persönliche Erfahrung hat Vorrang vor der Deutung. Jede und jeder einzelne soll dazu befähigt werden, sich seine Phantasien, Einsichten, Empfindungen, Erinnerungen, Gefühle, Träume, Ziele, aber auch seine Schuld und seine dunklen Seiten einzugestehen und in Worte zu fassen.

Ruth Seubert. (Foto: ISW)

Von der Tiefenpsychologie lernen wir, dass Selbstsein, Mitsein und Selbstüberschreitung zentrale menschliche Grundbegabungen sind. Zur Wahrnehmung an sich kommen das persönliche Gespräch und die Deutung – jedoch stets unter Wahrung der Grenzen des Einzelnen und der Achtung vor jener unantastbaren Würde der Person, die wir einander im Grundgesetz zusagen und die letztlich in unserer Zugehörigkeit zu Gott begründet ist.

Die Theologie kommt ins Spiel, sobald Fragen auf den Plan treten, die der Mensch nicht selbst beantworten kann. Denn: Jeder Mensch braucht Antworten, die im Absoluten veräußert sind. Es gibt ein Überzeugt-Sein, das nicht aus Kausalzusammenhängen kommt, sondern aus dem Geistig-Unbewussten. Für viele findet dies in der Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft seinen Ausdruck. Uns Christen begleitet uns die große Zusage: „Du bist gut so, es ist in Ordnung.“ Und dies gilt für alle Söhne und Töchter Gottes. Der eigentliche Ort der Selbsterfahrung bleibt aber das Gewissen – und deshalb ist unser Institut bewusst säkular.

Die Entwicklung dieser drei Tiefenkräfte des Menschen und die therapeutische Befreiung aus lebensgeschichtlich bedingten Blockierungen stehen deshalb im Mittelpunkt des Ausbildungskonzeptes der tf TZI. Das geistig Unbewusste der Person erscheint als dreifache Grundbegabung zum Selbstsein in Autonomie und Interdependenz, zum Verantwortlichsein in Freiheit und Begrenztheit und zur Selbsttranszendenz. Das Wissen um diese existenziellen Fähigkeiten bietet Orientierung im Verstehen und im pädagogisch-therapeutischen Umgang mit den konkreten Erfahrungen von Glück, Leid und Schuld.

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